UPDATE :
Auch der DGB Düsseldorf und Region unterstützt den Aufruf von „Düsseldorf stellt sich quer“ DSSQ zum friedlichen Protest gegen die AfD im Geschwister Scholl Gymnasium a, 6. März. Die Institutionen des Gymnasiums wie Elternschaft, Lehrer, Schüler, Freunde, betonen in einer Stellungnahme, dass sie gegen die Vermietung (durch die Stadt) nichts hätten tun können. Aber auch Sie wenden sich im Sinne der Schule gegen Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit.
Bis zum Nachmittag hatten sich in den sozialen Netzen viele Unterstützer für einen friedlichen Protest gegen den Auftritt der AfD – NRW im Gymnasium am kommenden Sonntag ab 9:30 Uhr gemeldet (Redinghovenstraße 41, 40225) . (Weiße Rose für Düsseldorf - www.facebook.com/events/540287676143557/540620176110307/https://www.facebook.com/events/540287676143557/540620176110307/ )
OB Thomas Geisel (SPD) betont in einer offiziellen Stellungnahme: Die Schulaula musste zur Verfügung gestellt werden, da die Partei AfD nicht verboten ist. Fast alle demokratischen Parteien hätten bereits Versammlungen in einer Schule abgehalten. „Rechtspopulistisches Gedankengut ist in unserer Stadt nicht willkommen. Düsseldorf steht für Demokratie, Respekt und Vielfalt. Wer rechtspopulistisches Gedankengut verbreitet und Ressentiments gegen Zuwanderer und Flüchtlinge schürt, ist in unserer Stadt nicht willkommen. Davon distanzieren wir uns sehr deutlich. Aber es handelt sich um eine Veranstaltung, die nach geltendem Recht nicht verwehrt werden kann. Wir werden die Einnahmen aus der Vermietung einer Flüchtlingsinitiative zur Verfügung stellen", so OB Geisel.
Lesen Sie bitte über Hintergünde zu Sophie und Hans Scholl sowie die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ :
Jeder Demokrat ist aufgerufen, gegen rassistische, fremdenfeindliche, intolerante Anzeichen anzugehen, wenn er oder Sie dies im Alltag, in der Straßenbahn, im Supermarkt, in der Kneipe erlebt.
Das Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ (DSSQ) hatte den Skandal aufgedeckt. Inzwischen gibt es besorgte, wütende Kommentare auch in Facebook, „ich kann es nicht glauben“, schreibt eine Frau. Die AfD in NRW tagt am Sonntag, 6. März, in dem Gymnasium um 11 Uhr.
Jede zugelassene Partei kann eine Versammlung in einer Schul-Aula o.ä. abhalten, die Stadt muss den Parteien diese vermieten. Das Schulverwaltungsamt sah wohl keine rechtliche Handhabe, die Veranstaltung zu verhindern.Wirklich nicht? Gab es da keinen Wasserrohrbruch? Keinen Reparatur-Einsatz in der Aula ? Das fragen sich so manche im sozialen Netz. Aber die Verwaltung fürchtet wohl, dass die AfD bei einer Ablehnung den Zugang zur Schule einklagt.
Erste Protestaktionen sind bereits geplant, erste Ideen sind da: Flugblätter zu verteilen in Erinnerung an die Weiße Rose und Sophie und Hans Scholl, die bei der Verteilung von Flugblättern im Februar 1943 entdeckt, verhaftet und kurz darauf von den Nazis hingerichtet wurden. Eventuell eine Ausstellung in der Schule ... Unter dem Symbolbild einer „Weißen Rose“ wird eine Protestversammlung am Sonntag gegen die AfD auf facebook angekündigt.
„Ihr Vermächtnis ist ein Aufruf zur Zivilcourage“, wird über die Geschwister Scholl und die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ bei der Bundeszentrale für politische Bildung formuliert.
Bei Wikipedia heißt es: „Bis in die Gegenwart gilt die Weiße Rose als bekanntestes und symbolgebendes Beispiel für den studentisch-bürgerlichen Widerstand gegen das NS-Regime innerhalb Deutschlands; in einem darüber hinausgehenden Sinn steht sie für moralische Lauterkeit, Mut und Opferbereitschaft im Einsatz für humanistisch-demokratische Ideale vor dem Hintergrund einer totalitären Diktatur.“(Hervorhebung Red.)
Wir zitieren aus der Bundeszentrale für politische Bildung: "Ich empfand, dass es höchste Zeit war, diesen Teil des Bürgertums auf seine staatspolitischen Pflichten aufs Ernste hinzuweisen." (Hans Scholl) Und : „Für ihn und Schmorell war es die Verpflichtung zur Tat: "Leistet passiven Widerstand, wo immer Ihr auch seid!", forderten sie in ihrem ersten Flugblatt.
Mit AfD Anhängern, mit Bürgern von Rechtsaußen reden, verlangt das nicht unsere demokratische Einstellung?
Pegida-Vorbrüller Bachmann will mit der AfD koalieren, ohnehin sind wohl die meisten der Pegida-Mitmarschierer potentielle AfD-Wähler – und das gilt auch im umgekehrten Sinn.
Ein Bus mit Flüchtlingen wird von pöbelnden Rassisten aufgehalten, in Sachsen und Sachsen Anhalt, in der ganzen Republik brennende Flüchtlingsheime, die Polizei dort ermittelt allerdings gegen traumatisierte Flüchtlinge, die bedrängt wurden, weil die Polizei die pöbelnde Menge nicht zurück gedrängt hat. Müssen wir nicht mit jenen reden, die sich für „das Volk“ halten, die AfD wählen wollen ? Die AfD, in der der „Mut der Bürger“ in Clausnitz gelobt wird.
In der Frage steht das Wort „mit“ : Mit-einander reden, das heißt doch nicht nur, dem Anderen zuhören, es setzt auch voraus, dass die Anderen ebenso zuhören. „Mit“ reden, das heißt : Dialog. Ist der möglich mit AfD Anhängern, oder mit jenen, die mit der AfD sympathisieren, aber sich nicht trauen, das laut zu sagen?
Besorgte Bürger - mit denen man argumentieren sollte? Warum lädt man dann eigentlich keine TTIP- Gegner in Talkshows ein, von den besorgten Bürgern waren in Berlin mit 350.000 weit mehr auf der Straße als von den Pegi-Dingsda. Besorgte Bürger – das waren die Menschen, die gegen Atomkraft auf die Straße gingen. Die gegen ein undemokratisches Freihandelsabkommen TTIP demonstrierten. Die gegen rechtsextreme Gewalt demonstrieren ...
Mit-einander reden?
Flüchtlinge, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind, vor Bomben und Kalaschnikows, die in absaufenden Schlauchbooten gerade noch dem Tod auf dem Mittelmeer entronnen sind – sind für diese AfD Simulanten, die den übersättigten, selbstzufriedenen „Bürgern“ den Vorgarten rauben wollen. In den Vorgarten pinkeln übrigens seit langem die Deutschen bei Volksfesten ...
Mag sein, dass diese Pseudohaltung einer Angst entspringt, einer Angst, diese Selbstzufriedenheit und die Sicherheit der mühsam aufrecht erhaltenen Idylle der Vorgärtchen zu verlieren.
Die Mitläufer dieser Partei haben aber noch nicht einmal begriffen, dass mit einer AfD vor allem die mittleren und kleinen Einkommen geschröpft werden, während die Reichen immer Reicher werden würden – noch mehr, als dies jetzt der Fakt ist. Eine Partei, die im Programm gnadenlos eine aufkommende Altersarmut, die bitterarme Rentner für den Erhalt der Privilegien einer reichen Schicht in Kauf nimmt.
Wer wählt so eine Partei? Offenbar Menschen, die den Argumenten aufgeklärter Journalisten nicht trauen – sonst müsste klar sein, was AfD heißt. Aber Argumente der „Lügenpresse“ werden abgelehnt, ignoriert, verdammt. Diese Weigerung, sich aus mehreren Quellen zu informieren heißt aber, dass die eigenen Argumente als Maßstab gesetzt werden – aus selbstzufriedener Ichbezogenheit wird Realität ignoriert und letztlich der grölende Spießer zum Maßstab. Identität durch Ablehnung, das ist die AfD und ihre Mitläufer. Aber gerade dieses Festhalten an der eigenen Beschränktheit verhindert ja das, was ein Miteinander Reden ausmachen würde: Ein aufeinander eingehen. Ein Abwägen der Argumente des Gegenüber und ein Entgegnen mit eigenen Argumenten.
Der französische Philosoph Jean Paul Sartre beschrieb es schon: Wenn wir einen Priester fragen, ob wir uns scheiden lassen sollen, wissen wir die Antwort, kennen sie, wollen nur diese Antwort, weil wir ja gerade deshalb zum Priester gehen.
So ist es bei der AfD und den Anhängern : Sie suchen sich ihre Wahrheit zusammen. Sie fragen gerade die Quellen, die in ihre Kramkiste passen, die ihre angebliche Wahrheit bestätigen. Und diese Quellen sind nicht die ernst zu nehmenden wie Süddeutsche, oder WDR, oder NDR (sowie im Rechercheverbund) oder Monitor, es sind die Quellen einer Frau von Storch. Und heraus kommen böse Märchen wie Flüchtlinge, die Kinder essen, Vergewaltigungen, die keine sind, klammheimliche Freude an den Pöbeleien in Clausnitz - kurzum Verleumdungen und Hasstiraden von Menschen, die nicht alle Fakten im Schank haben. Aber in der Unbeweglichkeit eines Gartenzwergs dabei bleiben, dass die Recht haben – und doch nur Rechtsaußen sind. Deren Intoleranz nur noch von ihrer Ignoranz übertroffen wird.
Miteinander reden?
Gegen die AfD und die Biedermänner, die längst die Brandstifter sind, hilft nur das, was uns unter anderem Sophie und Hans Scholl hinterlassen haben: Mut und Einsatz für Humanismus und demokratische Ideale, das Bürgertums auf seine staatspolitischen Pflichten hinzuweisen (Hans Scholl) und „Leistet passiven Widerstand, wo immer Ihr auch seid!" (Flugblatt der Weißen Rose).
(Autor: Jo Achim Geschke)
Links zu Flugblättern im Wortlaut der Weißen Rose etc:
www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/weisse-rose/61008/die-flugblaetter-im-wortlaut
Sophie Scholl:
de.wikipedia.org/wiki/Sophie_Scholl
Weiße Rose:
de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fe_Rose
DSSQ: