Schon der Anlass für den Missgriff ist unnötige Aktion: Jugendliche und junge Erwachsene (so heißt das im Amtsdeutsch wirklich) haben nachts an der Freitreppe Burgplatz randaliert und Flaschen auf Polizisten geworfen. Geht gar nicht, stimmt. Aber: Ältere Düsseldorfer_innen mit 48 plus erinnern sich: Auf der „Ratinger“, als der „Hof“ noch existierte, wurden Flaschen geworfen, wenn Autos dort durchwollten. Die Polizei kam da gar nicht erst. Heißt: Es ist kein neues Phänomen, dass Jugendliche Randale machen, auch gegen die Polizei. Die Videoüberwachung am „Bolker Stern“, am Eingang zur Altstadt, ist vor allem eine Folge von Randale und Gewalt durch Jugendliche – dieser Beginn der Videoüberwachung liegt Jahre zurück.
Der Ordnungs- und Service-Dienst, kurz OSD, hat in der Altstadt etliche Verstöße gegen die Corona-Regeln aufgedeckt und geahndet.
Was lernen wir aus all dem? Die Randale und die Ballermann-Malle-Dämlichkeit in der Altstadt wäre eigentlich für den Oberbürgermeister eine Sache der Delegation an den Ordnungsdezernenten und dessen Bereich, und es ist eine Aufgabe der Polizei.
Es ehrt den OB Geisel, dass er sich als Verwaltungschef verantwortlich fühlt und sogar selbst durch die Altstadt ging und Menschen etwa ermahnte, Abstand zu halten. Aber er ging ja auch mit dem Ordnungsdezernenten Christian Zaum, dem Chef des OSD, durch die Gassen.
Wenn die Polizei von Jugendlichen angegriffen wird, ist das keine Bagatelle. Aber es ist auch nicht neu, zu beklagen sind schon seit langem Übergriffe und Gewalt gegen Rettungssanitäter, Feuerwehrleute und Polizisten. Es ist aber an der Polizei, eine Strategie dazu zu entwickeln und zu agieren. Die tieferen Ursachen liegen sicherlich in einem inhumanen Wirtschaftssystem und sind Thema für Sozialwissenschaftliche Studien.
Wie gesagt, es ehrt den OB Geisel, dass er sich als Verwaltungschef verantwortlich fühlt, aber das ist nicht seine Baustelle. Er sollte die Sache an seinen Ordnungsdezernenten delegieren, Vorschläge machen und mit dem Polizeipräsidenten reden. Es sind auch sicherlich nicht nur Jugendliche aus einer „Parallelgesellschaft“ , und viele Jugendliche feiern eben auf der Treppe, weil sie noch immer als Schwarze nicht in einige Diskotheken hineingelassen werden.
Und er hätte auf seine Berater_innen hören sollen und sich nicht zu Farid Bang versteigen sollen. Das der Rapper seine furchtbaren antisemitischen Formulierungen inzwischen bedauert und zurück nimmt – nun ja. Was bleibt, sind weiterhin Diskriminierungen und frauenfeindliche Sätze übler Art.
Die SPD Spitze, deutlich vor allem SPD Vorsitzender Andreas Rimkus MdB und Fraktionssprecher Markus Raub, haben sich bereits geäußert: (Pressemitteilung im Wortlaut): „Es ist begrüßenswert, Maßnahmen zu ergreifen, um Vorkommnisse wie in Stuttgart und Frankfurt in Düsseldorf zu verhindern. Dazu können auch bisher nicht erprobte Mittel und Wege genutzt werden. Wir halten aber die Person von Farid Bang für ungeeignet, diesen Weg zu gehen.
Markus Raub und Andreas Rimkus haben das Thomas Geisel als Rathauschef auch so mitgeteilt und deutlich gemacht, dass wir dies nicht gemacht hätten.“ Für den Wahlkampf der SPD Kandidaten zur Kommunalwahl am 13. September ist das PR Desaster von Geisel keine gute Hintergrundmusik.
In einem Filmbeitrag des WDR in der „Aktuellen Stunde „ (Düsseldorf) kamen Menschen zu Wort, die sagten: OK, der OB kümmert sich und macht was, vielleicht kann der Rapper die Zielgruppe erreichen. Das ist nett gemeint. Außer einigen Gruppen jüngeren Alters und Journalist_innen kennt ihn ja kaum jemand. Aber siehe oben.
Dass die CDU eine Sondersitzung des Rates fordert, obwohl die ach so sparsame CDU weiß dass die Zigtausende Euro kostet, ist hilflose Wahlkampfpolemik.
Die Sprecherin der NRW Grünen, Mona Neubaur, kritisiert zu Recht, dass der Rapper sich mit seinen frauenfeindlichen Sprüchen (die ich hier nicht wiederhole !) unmöglich gemacht habe.
Also nochmal zurück auf LOS und erneut starten.
Dass das Video mit der Jüdischen Gemeinde abgesprochen war, ist ein Missverständnis in der Kommunikation mit dem Pressesprecher gewesen und imzwischen ausgeräumt.Das ist menschlich, Fehler passieren.
Und bevor nun wieder jene anfangen schreiend zu schreiben in Facebook etc, die verbal genauso randalieren wie die Jugendlichen: Man (und Mann ) kann auch rational argumentieren, wenns schon für intelligent nicht reicht, und nachdenken, bevor wieder irgendwelche rechten/ rechtskonservativen Sprüche rausgehauen werden. Auch Kommentare in sozialen Netzen unterliegen übrigens Regeln.
(Kommentar von Jo Achim Geschke)