Rund um den Platz gibt es eine Mauer, die heute eher sinnlos scheint. Sie hatte den Zweck, den Platz als Aufmarschort einzugrenzen und ist heute eher sinnfrei, ja störend.
Die steinernen Soldaten sind im martialischen Stil der Nazizeit modelliert und schauen eher grimmig, sie haben Gewehre geschultert und machen keine Geste, diese Gewehre niederzulegen. Es ist eine klar militaristisch formulierte Formensprache rechts und links von einem Gittertor, in dessen Mitte etwas prangt, was an den Orden Eisernes Kreuz erinnert. „Für des deutschen Volkes Ehre und Freiheit“ steht im Stein oben über den Soldaten. An der rechten Seite stehen eingemeißelt nicht die Namen von gefallenen Soldaten, sondern Orte von Schlachten.
Rechts vom Denkmal steht eine kleine Säule mit einer Infotafel, auf der vor Jahren eine Erklärung zum Denkmal installiert wurde. Die Schrift ist aber kaum noch zu lesen.
Beim Workshop wurde daran erinnert, dass zunächst der Bildhauer Jupp Rübsam ein Denkmal 1928 geschaffen hatte, das allerdings den Nazis nicht martialisch genug war und abgerissen wurde. Kritiker war der General Ludendorff, beteiligt am Kapp-Putsch und am Hitler-Ludendorff-Putsch 1923 in der Weimarer Republik. Rübsams Denkmal steht als Rest heute vor der Tonhalle. Historiker Dr. Peter Henkel gab einen Abriss der Geschichte des sogenannten „39-er Denkmals“, benannt nach einem Füsilier-Regiment und einem Regiment aus dem Zweiten Weltkrieg.
Das Denkmal wurde 1939 zwei Monate vor dem Beginn des zweiten Weltkriegs, also dem überfall auf Polen, von den Nazis offiziell mit einer Nazi-Parade eröffnet. In der Forschung gilt es laut Wikipedia als Dokument der nationalsozialistischen Erinnerungskultur der späten 30er Jahre.
Eine Kooperation aus SPD, Grünen und Linken in der Bezirksvertretung 1 (Innenstadt) will statt des militaristischen Denkmals eine neue Gestaltung des Reeser Platzes erreichen, vor allem, weil das Denkmal immer wieder für Aufmärsche von Rechtsradikalen und Neonazis dient. Die CDU in der BV 1 war nicht dafür. Ein anderes Denkmal am Nordfriedhof dient inzwischen als Erinnerungsstätte am Volkstrauertag.
Allerdings wurde das Monument aus der Nazizeit 2002 unter Denkmalschutz gestellt. Mit einem ersten Workshop und unter Beteiligung von Expert*innen und der Kunstkommission Düsseldorf soll nun eine neue Gestaltung des leeren Platzes und des Monuments initiiert werden.
Jörg-Thomas Alvermann, Vorsitzender der Kunstkommission, verdeutlichte in seinem Vortrag, dass das Denkmal keinen Ort der Trauer darstelle, sondern eher wie eine Darstellung etwa eines Aufbruchs zu neuen Taten wirke.
Eine Vertreterin des städtischen Verkehrsmanagements meinte dann, der leere Platz sei doch ein schöner leerer Platz und führte als – gelungene – Beispiele den leeren Platz vor dem K 20 (Grabbe Platz) und den Worringer Platz auf und meinte, dass auch dieser freie Platz sehr schön sei. Die Leiterin der unteren Denkmalschutz Behörde Svenja Schrickel machte klar, dass dieses Denkmal schon ein „unbequemes Denkmal“ sei und dort etwas getan werden müsse. Das Monument steht allerdings auch im architektonischen und historischen Zusammenhang mit der sogenannten „weißen Siedlung“ und der Ausstellung von 1937 „Schaffendes Volk“. (Reste davon sind auch noch am Nordpark-Eingang zu sehen.)
Schüler*innen des Georg-Büchner-Gymnasium (17 und 18 Jahre alt) hatten bereits Vorschläge für eine Neugestaltung gemacht, etwa ein „Rundgang“ mit Schautafeln und interaktiven Bildern, die aufzeigen sollten, „wie verlogen und gefährlich die Kriegspropaganda war und dass der grauenvolle Kriegstod nichts heldenhaftes hat“, sowie „Lasst uns einen Platz der Toleranz schaffen, mit Kunstwerken zur Wahrung der Menschenrechte, die ein Gegengewicht zum 39er Denkmal bilden“
In der Gruppe des Workshops zu „inhaltlichen Schwerpunkten“ mit Dr. Joachim Schröder (HSD, Erinnerungsort Alter Schlachthof) nannten Anwohner das Denkmal „fürchterlich“, die Neonazi-Aufmärsche seien schrecklich gewesen.
Eine Tischgesellschaft der „Düsseldorfer Jonges“ ist einmal im Jahr dort, ebenso eine Abteilung der Feldjäger.
Ein Teilnehmer regte an, das gesamte Areal öffentlich gestalterisch zu erklären, mit dem Nordpark und dem Denkmal am Reeser Platz, etwa entlang eines Fahrradwegs. Ein weiterer Vorschlag war ein Gegendenkmal, wie es bei einem ähnlichen Monument in Hamburg leider unglücklich gelöst wurde. (Dort steht ein Gegendenkmal mit der Rückseite zum Betrachter.) Für zwei (promovierte) Teilnehmerinnen ist das „39er Denkmal“ schlicht ein militaristisches Zeichen der Nazizeit. Krieg und Tod werden in keiner Weise gestalterisch kritisiert. Dr. Sebastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, hatte bereits in einem Gutachten klargestellt, dass dies ein nationalsozialistisches Denkmal sei.
Der leere Platz und die heute sinnfreie Mauer laden geradezu zu einer Neugestaltung mit Einbeziehung der Geschichte und des Umfelds (Siedlung, Eingang Nordpark) ein.
Nach diesem Workshop soll nun ein Wettbewerb ausgeschrieben werden für eine Um- oder Neugestaltung des leeren Reeser Platzes. Beteiligt werden soll eine Jury, die Kunstkommission (KuKoDus) und auch die Mahn- und Gedenkstätte..
(Text Jo Achim Geschke und eine Beteiligte am Workshop, ehemalige Journalistin)