Einige Zahlen aus dem Bericht, der die „Sozialberichte“ der Stadt seit 2009 fortschreibt: Die Stadt hatte zum Berichtszeitraum Ende 2015 mehr als 628.000 Einwohner, inzwischen sind es knapp 636.000, darunter 256.000 Menschen mit „Migrationshintergrund“. In 54 Prozent der 351.650 Haushalte lebt eine Person (Singlequote 54 %), Ehepaare oder eheähnliche Paare mit Kind (-ern) 12, 8 Prozent, ohne Kind 24 % (- da fragt sich ganz rational, was der Quatsch soll mit Einfamilienhäusern für Familien, die dazu noch die Grundstücksflächen für bezahlbare Mietwohnungen blockieren, aber von CDU-Politikern immer noch gefordert werden.)
Arbeit – geringfügig Beschäftigte
Es gab Ende 2015 insgesamt 230.600 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Beschäftigungsquote 52,8 Prozent), geringfügig Beschäftigte 12.9 Prozent. 65.415 Menschen waren in SGB II-Bezug – heißt: Hartz IV. 21,2 Prozent der Kinder unter 15 Jahren leben in Bedarfsgemeinschaften mit Hartz IV. Beschäftigt in Vollzeit waren 165. 835 Menschen, in Teilzeit beschäftigt waren 55 759 – davon 40.299 Frauen. (Gegenüber 2010 hat sich die Zahl der Teilzeit um 17.700 erhöht.)
Es gibt 55.100 geringfügig Beschäftigte – davon 35.300 ausschließlich geringfügig Beschäftigte. Was bedeutet, dass sie im Alter eine unzureichende Rente bekommen.
Rente und Grundsicherung
119.413 Düsseldorferinnen und Düsseldorfer beziehen Rente, 59 % davon sind weiblich. Der durchschnittliche Rentenbetrag liegt bei 965,95 Euro, durchschnittlich haben Frauen nur 888 Euro Rente. Rund 22 % der Rentner_Innen haben weniger als 500 €, und 30,7 % zwischen 500 und 1000 € Monatsrente. Macht rund 63.000 Menschen, die eine Rente zwischen unter 500 bis gerade mal 1000 Euro bekommen.
8748 Personen beziehen in 2015 Grundsicherungsleistungen im Alter, heißt: Die Rente reicht nicht zum Leben. Die Quote ist in nahezu allen Stadtteilen gestiegen. Hohe Quoten gibt es in Flingern Süd (20,4 Prozent), Hassels (14,6 Prozent), Oberbilk (13,4 Prozent) und Garath (13,1 Prozent). Die Zahl der Beziehenden von „Hilfe zum Lebensunterhalt“ (Sozialhilfe früher) ist im Betrachtungszeitraum von 656 auf 1.187 gestiegen ist und hat sich damit annähernd verdoppelt, so das statistische Amt. Dazu kommt, dass die Zahl der Hochbetagten (80 Jahre und älter) seit 2010 um 2758 Personen zugenommen hat.
Einkommens-Spaltung
Das „Primäreinkommen“ der Düsseldorfer Haushalte aus Einkommen und Vermögen, auch Unternehmereinkommen, betrug 2014 insgesamt 19.4 Milliarden. Das kennzeichnet vor allem den Reichtum der Stadt. Allerdings liegt das verfügbare Einkommen pro Person, das also für Konsum ausgegeben werden kann (inklusive Miete!), liegt bei 24.128 Euro pro Jahr. Damit hat Düsseldorf einen Kaufkraft-Index von 117 (nur Einzelhandels-Konsum nach Abzug von Ausgaben für Mieten, Hypothekenzinsen, Versicherung, Kraftfahrzeuge, für Reisen oder Dienstleistungen ), der also 17 Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegt.
Armutsgefährdung bei 20 Prozent – jeder 5. gilt als gefährdet
Diese Zahlen können allerdings täuschen: rund10 % aller Haushalte hatten in Düsseldorf ein Haushaltseinkommen (also eventuell auch zu zweit) von unter 900 Euro, jeder 5. Haushalt (20 %) ein Einkommen zwischen 900 und 1500 Euro, mit einem Netto-Haushaltseinkommen von 1500 bis 2600 Euro rechneten 29 Prozent, und 2600 bis 4000 € hatten 20 % der Haushalte. Rechnen wir mal zusammen: 30 Prozent, also fast ein Drittel der Haushalte, musste mit Netto 900 bis 1500 Euro auskommen. Während 37 % mit 2600 € und mehr als 4000 € monatlich Netto rechnen kann.
Die „Armutsgefährdungsquote“ liegt in Düsseldorf bei 20 % - also jeder fünfte Einwohner. Als armutsgefährdet gelten Personen, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens beträgt. Im Jahr 2015 lag die Armutsgefährdungsschwelle in NRW für Einpersonenhaushalte bei einem monatlichen Betrag von 918 Euro, für Haushalte mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren bei 1929 Euro. (Die Zahlen werden übrigens über den sogenannten Median, das mittlere Einkommen berechnet, also nicht einfach als Durchschnitt aller Einkommen.)
KOMMENTAR
Der Bericht "Monitoring zur sozialen Lage in Düsseldorf 2010 bis 2015" zeigt eine Stadt auf dem Ab-Weg des neoliberalen Models: Mehr hohe Einkommen auf der einen Seite, mehr arme Alte und von Armut bedrohte. Das Kinder in Hartz IV Familien (dazu zählen auch jene mit allein erziehenden Müttern) weniger Chancen auf gute Bildung und Jobs haben, dass sich Armut (Hartz IV) vererbt, ist ja längst bekannt. Entwickelt sich die Gesellschaft der Stadt weiter so, wird die Zahl der Armen steigen, die Zahl der armen Kinder steigen, es wird wesentlich mehr arme Renter_Innen geben, und damit eine Spaltung der Gesellschaft in jene, die genug und viel haben, und die wirtschaftlich abgehängten. Dass auch die sogenannte Mittelschicht bedroht ist, haben Ökonomen und SozialwissenschaftlerInnen längst belegt – und eindringlich davor gewarnt.
Der Bericht "Monitoring zur sozialen Lage in Düsseldorf 2010 bis 2015" zeigt zudem deutlich eine Stadt im Neoliberalismus: Arbeitgeber ( z.B. Forderung kein 8-Stundentag mehr), CDU und FDP werden sich zwar freuen, aber die Gesellschaft wird durch die beherrschende Art der Wirtschafts- und Arbeitsorganisation gespalten, es gibt mehr arme Alte, mehr „Aufstocker“ wegen prekärer Beschäftigung. Das bedeutet: Weil der Arbeitslohn nicht mehr den Lebensunterhalt deckt, weil billige Löhne gezahlt werden und damit die Rendite der Unternehmensteigen, zahlt die Allgemeinheit den Rest des Lohns. Ein skurriles, ja menschenfeindliches Model der gesellschaftlichen Organisation, das nichts mehr mit den Ideen einer sozial verpflichteten und humanen Wirtschaft und Arbeitswelt zu tun hat.
(Autor Jo Achim Geschke mit Material der Stadt)
Der komplette 47 Seiten lange Bericht „Monitoring zur sozialen Lage“ steht unter
www.duesseldorf.de/fileadmin/Amt12/statistik/stadtforschung/download/SB_Monitoring_soziale_Lage.pdf