An der Ecke Düsseldorfer Straße/ Belsenstraße in Oberkassel biegen Autos von der Düsseldorfer Straße Richtung Belsenplatz oder Heerdt ab, ebenso in der Gegenrichtung, und Autos aus Heerdt (viele Pendler) fahren hier Richtung Belsenplatz/ Oberkassel. Eine Kreuzung mit mehreren Ampeln also.
Die Bahnen der Linie U 75 senden nun ein Signal an eine Antenne an den Ampeln, die Software regelt eine Schaltung, die die Bahn vorrangig durchfahren lässt. Danach, so betont Ralf Poppenborg, wird der „Zeitverlust“ für die Autos an der Ampel durch eine verlängerte Schaltung der „Grünen Welle“ wieder ausgeglichen. Ingenieur Poppenborg ist einer der zwei Ingenieure, die extra für die ÖPNV-Beschleunigung im Verkehrsmanagement neu eingestellt wurden.
Grüne und SPD hatten, ebenso wie Thomas Geisel (SPD), hatten bereits im Wahlkampf 2014 angekündigt, eine Vorrangschaltung für die Rheinbahn einzuführen. Schon Ende 2014 wurde daher der „Arbeitskreis ÖPNV-Beschleunigung“ mit Rheinbahn und dem Amt für Verkehrsmanagement ins Leben gerufen, der seitdem regelmäßig tagt. Ziel für 2015 war eine Vorrangschaltung bzw. Optimierung an mindestens 20 Lichtsignalanlagen einzurichten. In den Folgejahren sollen deutlich mehr Lichtsignalanlagen entsprechend hergerichtet werden.
OB Geisel betonte bei dem Pressetermin in Oberkassel, dass schnellere Züge der Rhienbahn die Attraktivität des ÖPNV erhöhen. „Und das macht den menschen ein Umsteigen auf den ÖPNV leichter. Der Zweck ist ja auch, die Wirtschaftlichkeit der Bahn zu erhöhen. Wenn 2 mehr Menschen mit der Bahn fahren, können wir mit der gleichen Zahl Wagen auch mehr Menschen transportieren.“
Und Rheinbahnvorstand Klaus Klar ergänzt: „Mit der U 75 fahren täglich 60.000 Fahrgäste. Wenn die 32 Minuten statt bisher 42 Minuten für die Fahrt benötigen, ist das schon attraktiver und für die Rheinbahn eine Zeitenwende. Und es ist ja das Ziel, bei fast insgesamt 400.000 Pendlern in und aus der Stadt, dass der ÖPNV mit mehr Schnelligkeit und Attraktivität die Straßen von Autos frei räumt.“
Zunächst wurden von der Verkehrsplanung die Zulaufstrecken für die Wehrhahnlinie analysiert. "Da wir aber nicht überall Tunnel bauen werden, spielen für die weiteren Verbesserungen bei Bus und Bahn an der Oberfläche der Ampelvorrang und, wo erforderlich und möglich, Abschraffuren eine wichtige Rolle“, so OB Geisel.
In diesem Zusammenhang wurden bei der Stadt zwei zusätzliche Stellen geschaffen. Des Weiteren wurde eine neue, technisch weiterentwickelte Planungssoftware implementiert, mit der eine freie Programmierung und zeitlich verlustfreie Schaltung der „Lichtsignalanlagen“ für Bus und Bahn möglich ist.
Im Arbeitskreis ÖPNV-Beschleunigung wurden unter anderem Streckenabschnitte für folgende Linien zur Untersuchung festgelegt: Stadtbahnlinie U75 im Bereich der Düsseldorfer Straße mit fünf Lichtsignalanlagen. Nach Untersuchung des Bereichs wurde die Signalsteuerung an den Lichtsignalanlagen zwischen Alberichweg und Belsenstraße angepasst. Zulaufstrecken Wehrhahn-Linie mit 15 Lichtsignalanlagen. Die signaltechnische Optimierung der Streckenabschnitte Lenau-/Simrockstraße, Grafenberger Allee zwischen Lichtplatz und Lastring, sowie der Aachener Straße ist teilweise abgeschlossen. Die Umsetzung der Programmänderung erfolgt voraussichtlich im 4. Quartal 2015.
Abgeschlossen ist auch die Softwareänderung für die Lichtsignalanlagen Karolingerplatz und Suitbertusplatz auf den Linien 701 und 703. Derzeit wird die Vergabe zur gesamten Erneuerung dieser Anlagen vorbereitet, um eine Umsetzung noch 2015 zu erreichen. Erstmals wird dabei auch der Busverkehr beschleunigt (Buslinien 835 und 836).
Bei der Programmänderung der Signalsteuerungen im Stadtgebiet wird konsequent die ÖV-Beschleunigung berücksichtigt, so dass bis zur Inbetriebnahme der Wehrhahn-Linie insgesamt 32 Beschleunigungsmaßnahmen umgesetzt werden. Das Ziel, insgesamt 20 Lichtsignalanlagen in 2015 zu überprüfen und anzupassen wird somit noch übertroffen. 2016 wird ein Großteil der verbleibenden Streckenabschnitte der Zulaufstrecken zur Wehrhahn-Linie überprüft und gegebenenfalls angepasst, so dass im ersten Halbjahr 2017 die Überarbeitung der Zulaufstrecken abgeschlossen wird, heißt es von der Stadt.
Wo Anlagen, die zehn bis 12 Jahre alt sind, erneuert werden müssen, kostet der Umbau rund 120.000 Euro, an den neueren Anlagen nur 20.000 Euro, so Verkehrsdezernent Stephan Keller. Der Rat hatte bereits für 2015 rund 900.000 Euro für die Beschleunigung des ÖPNV beschlossen.
Egoistische Autofahrer verursachen selbst Staus
Ein großes Problem bei der Vorrangschaltung an den Kreuzungen sind allerdings viele Autofahrer: Wenn sie in eine ohnehin volle Kreuzung hineinfahren, blockeren sie den Querverkehr. Eine tägliche Erfahrung beispielsweise an der Kreuzung Berliner Allee / Graf-Adolg-Straße, die mehrmals am Tag verstopft ist. Eine Unsitte, dann wer auf den letzten Drücker noch auf eine Kreuzung fährt, gewinnt zeitlich – nix. So entstandene Staus können auch die Bahn behindern. Solche komplexen Kreuzungen versuchen die Ingenieure des Verkehsmanagement und der Rheinbahn nun mit intelligenten Lösungen frei zu machen.
(Text Jo Achim Geschke)