Zudem wurde klar, dass den Meinungen von Kinderärzten über die geringe Ansteckungsgefahr in Schulen jegliche wissenschaftliche Grundlage oder Untersuchung fehlte. Nun wird es bis Ende Januar keine Präsenz in der Schule geben, wohl aber eine Betreuung, sagte am Mittwoch Familienminister Stamm FDP, der lockerer wirkte als FDP-Kollegin Gebauer, die sich seit Monaten mit heftiger Kritik konfrontiert sah.
Schulen können mit zwei sogenannten Organisationstagen nun den Distanzunterricht für alle Klassen, auch die Abschlussklassen, vorbereiten, das können die Schulen eigenständig entscheiden. Der Distanzunterricht soll allerdings ab dem kommenden Mittwoch, 13. Januar, stattfinden.
Alle Eltern werden aufgerufen, so Ministerin Gebauer, im Rahmen des Distanzunterrichts „ihre Kinder zu Hause zu betreuen, um so einen Beitrag zur Kontaktreduzierung zu leisten“, so die Ministerin.
Alle Schulen bieten ab Montag aber auch eine Betreuung für Schüler_innen der Klassen 1 bis 6 an, die im Rahmen des Distanzunterrichts nicht zu Hause betreut werden können, so die Ministerin weiter. Das ist also jetzt doch plötzlich möglich. Während der Betreuung findet kein regulärer Unterricht statt, der soll ja online laufen.
Für Klassenarbeiten gilt: Grundsätzlich werden in den Schulen bis 31. Januar keine Klassenarbeiten geschrieben. Ausnahmen gelten für zwingend zu schreibende Klausuren in den Abschlussklassen, auch der Berufskollegs.
Laut Ministerin Gebauer seien die Schulen und die Schüler_innen „gut“ durch das erste Halbjahr gekommen. Das allerdings wird von Lehrer_innen und Schüler_innen bezweifelt.
Gebauer sagte, der Anspruch sei, das Recht der Kinder auf Bildung und Betreuung umzusetzen. Das ist Politiker-Schönrederei, denn die FDP hatte bisher keine großen Anstrengungen gezeigt, Bildung gerade für die finanziell benachteiligten Familien und Kinder zu fördern. Das ist auch vor der Corona-Zeit nicht geschehen.
Distanzunterricht heißt, dass die Schulpflicht weiter besteht und Lehrer_innen den Schülern pädagogisch sinnvolles Material im Unterricht zum Lernen von Stoff anbieten müssen. Das erfordert gerade von konservativ eingestellten Gymnasiallehrer_innen ein Umdenken. Die Crux ist, dass in Deutschland die Digitalisierung völlig verpennt wurde und daher beim Distanzunterricht die Netze bei vielen Teilnehmer_innen überlastet sind und zusammenbrechen.
Der Schulpolitische Sprecher der SPD im NRW-Landtag, Jochen Ott, kritisierte die Äußerungen der Schulministerin: „Nach dieser Pressekonferenz ist klar, dass die Schulministerin weiter auf Sicht fährt. Alle Fragen, wie es nach dem Lockdown weitergehen soll, schiebt sie weiter vor sich her.
Dabei hat sich doch längst gezeigt, dass Frau Gebauer mit ihrem Ansatz, Präsenzbetreib ohne Plan B‘ gescheitert ist. Ihr Planungsdefizit wird schon dadurch deutlich, dass sie nunmehr sogenannte Organisationstage anordnen muss, weil entsprechende Vorbereitungen über Monate unerwünscht war.
Wie genau der Distanzunterricht ab kommende Woche ablaufen soll, ist dabei völlig unklar. Und Kinder, die besondere Unterstützung benötigen, werden nur mit einer Notbetreuung abgespeist, während Prüfungen und Zeugnisse weiter im Mittelpunkt bleiben. In der Schulpolitik regiert weiter das Chaos.“