Allein dass es diese Forderung geben muss, zeigt anklagend mit den gefalteten Papierschiffchen und den Menschen mit Schwimmwesten auf die Barberei, die sich auch in Deutschland breit macht.
Düsseldorfs OB Thomas Geisel (SPD) hat mit den Stadtspitzen von Köln und Bonn in einem Brief an die Kanzlerin die Bereitschaft der drei Städte erklärt, gerettete Geflüchtete aus Mittelmeer aufzunehmen, Und gleichzeitig gefordert, dass die „menschliche Katastrophe im Mittelmeer“ mit mehr als 1400 Ertrunkenen aufhören müsse. „Wir wollen ein Signal für Humanität, für das Recht auf Asyl und für die Integration Geflüchteter setzen“, erklärten Henriette Reker (Köln, parteilos), Thomas Geisel (Düsseldorf, SPD) und Ashok Sridharan (Bonn, CDU) in dem Brief.
In Kommentaren zu einem Artikel in der RP wird der Einsatz des Düsseldorfer SPD-Oberbürgermeisters sogleich abgewertet, er müsse Zahlen nennen, oder es sei eine PR-Aktion. Eine miese Taktik, denn Zahlen können die Stadtoberhäupter ja erst nennen, wenn die offiziellen Stellen reagiert haben.
In Leserbriefen der ZEIT auf deren Artikel des „Pro und Contra“ ist nicht nur ein Mangel an Bildung erkennbar. Dass allein die Bejahung der Frage, ob es ein Contra gegen die Rettung von Menschen aus Seenot geben könnte, zeigt nicht nur eine Verrohung der Gesellschaft – es zeigt einen Rückfall in ein Denken, das nie wieder sein sollte. Durch die mediale Verbreitung von Äußerungen – die im übrigen bestehende Gesetze verletzen – von Innenminister Horst Seehofen (CSU) und Bayerns MP Markus Söder (CSU) sowie ständige Wiederholungen in Talkshows wurde ein Klima geschaffen, das unreflektiert die aufgeklärte, auf Humanität beruhende Basis unserer Gesellschaften im angeblich christlichen Abendland aufgibt und inhumanes Vokabular wieder gesellschaftsfähig macht. Genau dieses Klima wollten Rechtsextreme aus AfD und Radikale wie die Vordenker der neuen Rechten ebenso wie Steven Bannon aus den USA schaffen.
Es kann in einem Europa nach 1945 keine Überlegung geben, geflüchtete Menschen nicht aufzunehmen, oder gar zu retten, oder in ein Land wie Libyen zurück zu schicken, in dem Folter, Vergewaltigung und Sklaverei dokumentiert sind.
(Autor Jo Achim Geschke)
Demonstration für eine Seenotrettung im Mittelmeer
Am Freitag, 3. August, von 17 bis 21 Uhr, im Medienhafen, Adresse Am Handelshafen 15, das ist an der Fußgängerbrücke zur ersten Hafeninsel.
Wer Schwimmwesten besitzt, kann diese mitbringen, ebenso Papierschiffchen oder ähnliche Zeichen.