Die CDU erklärt daraufhin: Jetzt müssen auch neue Schulbauten aufgeschoben werden. Wir brauchen stattdessen mehr Investitionen in eine wirtschaftliche Zukunft, so die CDU. Schulen sollen als Privatschulen nach dem Beispiel der Freien Christlichen Schule gebaut werden. Die Pleite hätte der Steuerzahler ja schon mal ausgeglichen. Wenn sonst die CDU gewohnheitsmäßig nur den OB Geisel kritisiert, ist jetzt sogar die gesamte Ampel dran: Die CDU habe in der Vergangenheit vernünftig gehandelt, keine Schulen gebaut und damit gespart. Die Ampel gebe das Geld mit vollen Händen aus. Argumente von Markus Raub (SPD), was gar nicht vorhanden ist, könne man nicht in volle Hände nehmen, lässt Rüdiger Gutt (CDU) nicht gelten Zudem besinnt sich die Partei auf ihren christlichen Namen: „Wer hat, dem wird gegeben“, stehe schon in der Bibel.
Die Macher vom „Dreck-weg-Tag“ beteuern, sie hätten keineswegs das Geld weg gefegt.
Die CDU kritisiert zudem: Schulen geht es schlecht, Schulen haben nicht mal mehr Geld für Bleistifte ... Das Fliedner-Gymnasium dementiert daraufhin: Uns geht es sehr gut. Und die Piraten fragen: Wieso Bleistifte für Touchscreens der IPads?
Die Freie Christliche Schule kontert: Wir haben keine Schulden, uns geht’s gut, das Geld kommt ja regelmäßig.
CDU-Ratsherr Lukaschewski betont auf einer Veranstaltung: Sozialwohnungen sind viel zu billig gebaut, das ist kein Düsseldorfer Standard, wir brauchen mehr Wohnungen für Familien. Er hatte an dem Abend aus Versehen ein fünf Jahre altes Konzept mitgenommen. Ein SPD-Politiker kontert zaghaft : Nur 16 % Familien nach traditionellem Verständnis in Düsseldorf.
CDU Ratsherr Friedrich Conzen hat die falschen Unterlagen eingesteckt und liest bei einer Veranstaltung vor der EDS aus einem Redemanuskript von 2005 vor. Er erhält viel Beifall.
CDU fordert schließlich: Jetzt muss alles auf den Tisch! Darauf die Handwerkskammer: Jawohl! Und wir bauen die Tische. Handwerk baut solide Tische, die auch viel Bargeld aushalten.
CDU-Ratsherr Saitta erklärt in einem offenen Brief auf der Rückseite eines Weinetiketts: Wir schließen unsere Restaurants - und eröffnen neu in Meerbusch.
Die IHK lässt verlauten : Die Stadt muss zum Kurs der Vergangenheit der vernünftigen Ausgaben zurück kehren.
WZ Artikel am nächsten Tag: Beim Wechsel an der IHK-Spitze sind Akten von 1999 bis 2013 verloren gegangen.
Kämmerin Dorothee Schneider wird von einer großen Zeitung zur Finanzsituation interviewt, verweist darauf, dass schon Vorgänger Abrahams zwischenzeitlich immer wieder kurzzeitig Kredite aufnahm - aber ihre Darlegungen werden nicht veröffentlicht. Viel zu kompliziert für die Leser, so ein Chefredakteur.
Die SPD erklärt zum 125. Mal, dass die vorherige Stadtspitze das ganze Geld ausgegeben habe, und an der Misere Schuld sei. Aber auf Seite 15 in der größten Düsseldorfer Print-Zeitung liest kaum noch jemand einen 20-Zeiler.
RP und RP Online titeln in den Ausgaben für die gesamte Region: Stadt hat gar kein Geld! In der Redaktion von RP sind bereits die Artikel für den Crash der Stadtkasse (Stadt droht Pleite) geschrieben. Eine Studentin der Medienwissenschaft (freie Mitarbeiterin) fragt: Wer ist denn dieser Pleite? „Stadt wird von Finanzklemmen eingeschnürt“, so die RP print und Online: Jetzt muss aber endlich wie in der Vergangenheit gespart werden ! Die Tierschutzpartei daraufhin: Klemmen sterben aus, wir müssen diese Art unter Schutz stellen, weil sie vom Riesenrad bedroht sind.
Center TV übernimmt RP-Überschriften und interviewt Wolfgang S. zu Sinn zum Sinn des Sparens.
Antenne Düsseldorf: Wie aus unseren Quellen bekannt wurde, hat die Stadt gar kein Geld mehr. Wir melden es schon mal zwischen Wetterbericht und einem Interview mit einem neuen Düsseldorfer Karnevals-Star.
Freie Wähler: Sparen ist angesagt, Flüchtlingsunterkünfte sind zu teuer - wir sind aber nicht fremdenfeindlich, nur gegen Flüchtlinge.
Die FDP verschickt eine Presseerklärung: „Sparen sparen sparen“ – FDP-Ratsleute gehen nicht mehr zu Ausschüssen und Ratssitzungen, um Sitzungsgeld einzusparen. Als erstes wird der städtische Fuhrpark auf Motorräder umgerüstet – das spart Steuern und Spritgeld. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) übernimmt die kostenlose Schulung der Fahrer. Die FDP betont zudem, sie sei durchaus sehr für Privatschulen –man könne ja alle Schulen privatisieren. FDP fordert außerdem, die Ampeln zu privatisieren. Dann stünden alle auf Magenta und Gelb, das helfe dem örtlichen Autohandel.
Die Linke erklärt den Zusammenhang mit der Globalisierung bei einem Info-Abend, es kommt aber nicht zur Diskussion, weil die Erklärung bis 22 Uhr dauert .
Die Grünen erklären : Wir werden in einer Mitgliederversammlung über die künftigen Ausgabenkürzungen transparent und offen diskutieren. Eine Gruppe spaltet sich aber ab und nennt sich „grünGrün“ und plädiert für mehr Wohnungen zu 14 Euro/ m² kalt, weil Fassadenbegrünungen ja teuer geworden sind.
Piraten- Ratsherr Frank Grenda hat in einem 64-Seiten-Papier seine Analyse der Finanzen und der künftigen Ausgabenpolitik dargelegt.
BILD schreibt: Geheime Papiere - Bild hatte Einblick (20 –Zeiler ohne Quellen-Nennung)- „Stadt im Korsett!“ Mit entsprechendem Foto.
Express erinnert an Johanna von Koczian und ihren Schlager (1977) : „Das bisschen Haushalt macht sich von allein ...“
SPD-Vorsitzender Andreas Rimkus sucht nach dem Journalisten, der erklärt, warum es ganz normal ist, dass die Stadt kein Bargeld hat und alles nur auf dem Papier steht. Findet aber keinen.
Die lesen gerade alle „Schulden. Die ersten 5000 Jahre“ von Professor David Graeber ( 536 Seiten, 26,95 Euro).
(Autor: Jo Achim Geschke )