Zunächst die Fakten: Der Bau der 2011 eröffneten vierspurigen Toulouser Allee war bereits bei der Planung heftig umstritten, SPD und Grüne wollten keine „Stadtautobahn“. Das zweite 700 Meter lange, vierspurige Teilstück zwischen Münster- und Heinrich-Ehrhardt-Straße hat 17,5 Millionen Euro gekostet, das Land hat 7,65 Millionen übernommen. Die Gesamtkosten der Toulouser Allee einschließlich Erschließungsstraßen für die Neubauten am Derendorfer Bahnhof kommen auf gut 61 Millionen. €. Das Teilstück, dass unter anderem die 2016 eröffnete Fachhochschule an der Münsterstraße mit mehr als 7000 Studierenden anschließt und bis zur Heinrich-Ehrhardt-Straße führt, wurde am 18. Dezember freigegeben.
Die Verlängerung vom Wehrhahn über die Acker Straße hinweg bis zur Erkrather- und Moskauer Straße soll nun eingestellt werden. Wohngebiete wie das geplante Quartier M würden dadurch behindert, zudem würden laut Verwaltung die Gesamtkosten des Projekts auf circa 156 Millionen Euro steigen.
Ebenso eingestellt werden soll nun die „Ortsumgehung Flingern“ als Trasse hinter der Metro / Walter-Eucken-Straße entlang und östlich am neuen Wohngebiet Grafental vorbei bis zum Flinger Broich an der Müllverbrennungsanlage.
Die Verwaltung beziffert nun die Kosten mit einem höchst wahrscheinlich nötigen Tunnel auf rund 82 Millionen Euro. Ein am Flinger Richtweg 60 von der Stadt damals gekauftes Grundstück eines Unternehmens steht seitdem leer, diese Kosten müssten wohl dazu gerechnet werden. Außerdem gab es gegen diese Trasse schon vor Jahren Protest aus den Reihen der Anlieger am Märchenland.
Protest der CDU
Die CDU Ratsfraktion protestiert nun vehement gegen die Einstellung der Planungen.
Andreas Hartnigk, CDU, stellvertretende Vorsitzender im Verkehrsausschuss: „Das ganze Verfahren schreit zum Himmel. Hier sollen mit einem Papier gleich zwei wichtige Projekte zur Verkehrsentlastung handstreichartig beerdigt werden. Im Interesse der Bürgerinnen und Bürger fordern wir eine offene Diskussion. Auch die betroffenen Bezirksvertretungen müssen zu Wort kommen. Alles andere wäre intransparent und undemokratisch.“. und weiter : In Wahrheit gehe es Rot-Grün-Gelb bei der Kappung der Toulouser Allee um lukrative Grundstücksgeschäfte, so Hartnigk.
Und Alexander Fils (CDU), Vorsitzender im Planungsausschuss, meint: „Gerade wenn OB Geisel und die Ampelriege mehr Wohnen wollen, brauchen sie solide Lösungen zur Verkehrsentlastung. Denn mehr Wohnen bedeutet mehr Verkehr.“
(Notwendiger Kommentar von NDOZ: Mehr Verkehr heißt nicht mehr Autoverkehr, es könnte ja auch ein Ausbau des ÖPNV geben etc.)
Für die SPD ist der Ausbau-Stopp der Toulouser Allee „die Abkehr einer Verkehrsplanung aus der Mottenkiste der autogerechten Stadt“, so Martin Volkenrath (SPD), Vorsitzender des Verkehrsausschusses. „Die beiden Straßenverkehrsprojekte bieten keine spürbaren Entlastungen im Straßennetz, dafür würden sie mehr Lärm und Luftschadstoffe in die anliegenden vorhandenen Wohngebiete bringen und die Entwicklung der neuen Wohnquartiere Grafental und Quartier M an der Erkrather-/Kölner Straße beeinträchtigen/stören,“ erläutert er.
Die SPD setze zusammen mit den anderen Ampelfraktionen und der Verwaltung auf eine stadtgerechte Mobilität mit Vorrang für ÖPNV, Fuß- und Radverkehr sowie multimodalen Verkehrsangeboten einschließlich CarSharing und Mietfahrrädern. „Statt überholten verkehrspolitischen Träumereien nachzujagen, kann und soll sich die Verwaltung jetzt auf die Umsetzung der von den Bewohnern von Oberbilk und der breiten Mehrheit der Ratspolitik seit Mitte der 90-er Jahren geforderten Ortsumgehung Oberbilk konzentrieren,“ so Volkenrath abschließend.