Zu den Fakten: An der Bertastraße, nördlich des großen Kleingartengeländes „Königsbusch“ und an der Düssel gelegen, will die Stadt 1800 m² Grundstück mit Auflagen verkaufen. Das Grundstück will die Stadt für etwa 1,5 Millionen Euro verkaufen. Dort sollen laut amtlicher Vorlage Eigentumswohnungen für „Menschen mit systemrelevante Berufen“ entstehen.
Käufer sollen sein Menschen, die 60 % über der Einkommensgrenze des öffentlich geförderten Wohnungsbaus verdienen. Das sind nach unseren Recherchen unter anderem bei www.praktischarzt.de zumindest keine Krankenschwestern, die kommen auf maximal knapp 40.000 Euro im Jahr. Oberärzte, die ein Grüner Politiker in der Diskussion in facebook anführt, kommen auf knapp 100.000 Euro plus im Jahr, Assistenzärzte auf 60.000 bis 72.000 Euro jährlich.
Systemrelevant sind aber nach bisherigem „Klatschen“ und der öffentlichen Diskussion auch : Busfahrer_innen, Kassiererinnen im Supermarkt, Fahrer_innen bei der Rheinbahn etc. Die verdienen nicht alle so viel wie Krankenschwestern und Pfleger.
Dazu kommt: Wer eine Eigentumswohnung kauft, nimmt in der Regel einen Kredit auf, und der wird (zu niedrigen Zinsen, aber eben Zinsen) auf etwa 20 oder auch 30 Jahre abgezahlt. Wer den Kredit bekommt, muss also sicher sein, dass er / sie in 20 bis 30 Jahren
a) Noch den Job hat, und
b) Auch noch in Düsseldorf wohnt und arbeitet …
Das sind gar nicht so viele, bei genauer Überlegung. Nicht mal die Oberärzte …
Nun soll es um etwa 3500 Euro / m² Kaufpreis gehen (plus die Nebenkosten, die kaum jemand erwähnt.). Da kommen also für die Kassiererin und die Krankenschwester bei 75 Quadratmetern Wohnung rund 262.500 Euro plus zusammen, bei knapp 100 m² Wohnung systemrelevante 350.000 Euro. Plus Kreditkosten plus Notarkosten etc.
Ob ein Investor, de das Grundstück kauft, die Eigentumswohnungen für diesen Quadratmeterpreis realisieren kann ist allerdings auch nicht sicher. Warum die Städtische Wohnungsgesellschaft SWD dort nicht bauen soll ist auch fraglich. Die SWD in den vergangenen Jahren unter der Ampel etliche bezahlbare Einheiten erfolgreich realisieren können.
Dass die Grünen mit der CDU für diese sozialpolitische Unverschämtheit stimmen, entspricht unserer Meinung und Analyse nach der Kommunalwahl: Die Grünen haben überall dort viele Stimmen bekommen, wo Menschen mit gutem Einkommen wohnen.
Die SPD, die inzwischen mit „Volt“ eine Fraktionsgemeinschaft im Rat bildet, zeigt sich „besorgt“, das könnte das Ende des sozialen Wohnungsbaus einläuten: „Ich bin äußerst besorgt“, so die wohnungspolitische Sprecherin der SPD/Volt-Ratsfraktion Julia Uhlig. „Die Verwaltungsvorlage ist gut gemeint, aber zielt an den Bedürfnissen der Düsseldorfer*innen total vorbei und auch an der Realität des Düsseldorfer Wohnungsmarktes. Wir setzen uns dafür ein, dass Menschen in systemrelevanten Berufen in Düsseldorf wohnen können. Nur reicht deren Verdienst nicht aus, um Eigentum zu erwerben, auch nicht zu verbilligten Quadratmeterpreisen! Mit unserem Änderungsantrag im AWM 100% sozial geförderten Wohnungsbau zu schaffen haben wir versucht, korrigierend einzugreifen, leider haben CDU und GRÜNE den Antrag nicht unterstützt“, so Uhlig (SPD/Volt). Und Markus Raaub (SPD) stellt fest, „Leider fanden unsere Ideen für sozial geförderten Wohnungsbau mit einer höheren Gewichtung des ökologischen Konzeptes bei CDU und Grünen keine Mehrheit“, berichtet Markus Raub, stellvertretender Ausschussvorsitzende und planungspolitische Sprecher der SPD/Volt-Ratsfraktion von der Abstimmung. „Das sind wohl die neuen Zeiten im Rathaus in Düsseldorf.“
Auch die Linke im Rat ist gegen die Bauvorlage und spricht von einer Mogelpackung, so Julia Marmulla, Sprecherin der LINKEN Ratsfraktion Düsseldorf. Die Linke will statt Eigentumswohnungen Mietwohnungen:
"Eigentumswohnungen sind keine Lösung für die Wohnungsnot. Sie bleiben zu teuer. Gerade Verkäuferinnen, Pflegerinnen und Hebammen in Düsseldorf brauchen Wohnungen, für die sie nicht über Jahrzehnte ansparen oder sich verschulden müssen. Deshalb fordert DIE LINKE, dass die Städtische Wohnungsbaugesellschaft in der Bertastraße Mietwohnungen baut. Sie kann dauerhaft günstige Wohnungen für Verkäuferinnen, Pflegerinnen Hebammen und andere wichtige, aber unterbezahlte Berufsgruppen bauen."