Dass Thomas Geisel mit dem Thema Wohnen begann, macht Sinn: Die CDU/ FDP hat bis 2014 (der 1. Wahl Geisels) den bezahlbaren Wohnraum sträflich vernachlässigt, obwohl klar war, dass Zigtausende geförderte Wohnungen aus der Mietbindung fielen. Die Städtische Wohnungsgesellschaft musste nur Verwalten und Pacht an die Stadtkasse bezahlen. Unter Geisel als Verwaltungschef wurden, wie der amtierende OB auch betonte, die SWD eigenständig, erhielt die Wohneinheiten überschrieben und konnte mit eigenen Mitteln Mietwohnungen bauen. Geisel: „Unser Ziel ist es, dass Düsseldorf eine Großstadt für alle bleibt“, nicht nur für jene mit hohem Einkommen. Im vorigen Jahr wurden rund 4000 Genehmigungen für Wohnungsbau erteilt, in diesem Jahr laut Geisel bereits 3000. Erstmals, betonte er, werden mehr Wohnungen entstehen als aus der Bindung fallen. Bezahlbare Wohnungen, versteht sich. Dabei sei klar, dass Freiflächen, also Grün, nicht zugebaut werden sollen.
Da die Stadt seit Jahren attraktiv ist für Firmen und auch junge Mitarbeiter_innen, wuchs die Stadt im Schnitt um jährlich rund 6000 Einwohner_innen. Ein riesige Aufgabe also, Wohnen und Arbeiten möglichst nah beieinander zu planen.
Paris ist dank Bürgermeisterin Anne Hidalgo auf dem Weg, die Autos aus der französischen Hauptstadt herauszuhalten und Fahrräder als Verkehrsmittel zu fördern. Ebenso andere Metropolen, und sogar die Auto- (Mercedes-) Hauptstadt Stuttgart beginnt die Verkehrswende mit einem Fahrrad-Popup-Weg in der Innenstadt. Düsseldorf war – vor allem unter der CDU-Spitze – eine Autostadt. Und noch immer betont CDU-Spitzenkandidat Stefan Keller CDU, entgegen dem europäischen Trend der Einsicht, man müsse den Autoverkehr fördern. (Seine These, er würde die Umweltspuren sofort aufheben, ist populistischer Unsinn: Die Spuren wurden zusammen mit der CDU-Landesumweltministerin eingerichtet, um ein schlimmeres, drohendes Dieselfahrverbot zu vermeiden.)
Geisel verweist also auf die Mobilitätswende und auf das 365-Euro-Ticket (1 Euro pro Tag), das bereits auf den Weg gebracht wurde. Und darauf, dass ein Mix aus ÖPNV, Radwegen, Radschnellwegen und „Mobilitätsstationen“ die Verkehrswende in Düsseldorf beschleunigen soll. Der Anfang ist gemacht, aber jahrzehntelange Autopolitik kann nicht so schnell ausgebremst werden. Zumal etliche unbelehrbare gerade in Düsseldorf auf ihrem SUV bestehen.
In die Attraktivität vor allem der jüngeren Generationen fällt neben diesem Teil des Klimaschutzes auch eine Kö, auf der Flanierende, Gäste auf den Terrassen und Fahrradfahrer_innen angenehmen Aufenthalt haben, weil die Autos auf der Kön ins Parkhaus verbannt sind.
Dabei soll Düsseldorf, wie andere europäische Metropolen auch, auf dem Weg zur Klimaneutralen Stadt bis 2035 ausgebaut werden. Ob Büro oder Wohnungen, die Häuser werden klimafreundlich geplant und gebaut, Fernwärme sorgt für klimafreundliches Heizen. Der „Modal Split“, die Kombination von (wenig) Auto, Fahrrad, und ÖPNV soll den Verkehr entlasten und für ein besseres Klima in der Stadt sorgen.
Punkten kann Geisel (und die Ampel im Rat) bereits jetzt mit der Schulpolitik: Einmalig in Deutschland sind die 1,3 Milliarden Euro (1.300.000.000 €), die in Schulsanierung, Schulbau und Ausstattung investiert werden. Etliche Schulen wurden bereits modernisiert, erhielten Sporthallen, Neubauten wie das Albrecht-Dürer-Berufskolleg für rund 5000 Schüler_innen stehen auf einer Erfolgsbilanz. Dazu kommt ein Programm, die Schulhöfe zu entsiegeln und einen grünen Ort zu schaffen.
Der „Grüne Ring“, ein Projekt mit viel Bürgerbeteiligung, soll Kultureinrichtungen verbinden. Zwischen Rheinuferpromenade, Tonhalle und Kunstakademie sowie dem Hofgarten soll ein „Kulturzentrum“ entstehen. Warum nun ein Fotoinstitut nicht in die Landeshauptstadt kommen soll – der Stadtrat hat ein Grundstück bereits bereitgestellt – ist wohl politischem Ränkespiel zu verdanken.
Eine „Kulturstätte“ für den „Sound of Düsseldorf“ soll zudem entstehen, so Geisel: Ein Museum, dass die Entwicklung der neuen Musik zeigt. Etwa die Entstehung der elektronischen Musik mit „Kraftwerk“, oder dem Punk auf der Ratinger und auch den „Toten Hosen“, oder der Neuen Deutschen Welle. (Vielleicht nimmt man dann noch den Jazz dazu, schließlich gab es hier mal eine Jazz-Szene, und herausragende Musiker wie Mathias Haus oder Gitarrist Philipp van Endert kommen schließlich auch aus der früher lebendigen Düsseldorfer Jazz- Szene.)
Man merkte Geisel an, wie wichtig ihm schließlich das Thema „Alt und Jung“ und damit die Pflege in Düsseldorf ist. In einer „Stadt in Bewegung“, wie er formulierte, sollen die „Zentren Plus“ ausgebaut und die erforderlichen Plätze für die stationäre Pflege ausgebaut werden.
Neben dem neuen Technischen Rathaus an der Moskauer Straße soll aber auch ein ganz neuer , 51. Stadtteil entstehen: An der Bergischen Kaserne ist Platz für 5000 bis 6000 neue Mitbürger. Aber eben auch ein optimaler Standort für ein Olympisches Dorf und einer erfolgreichen Bewerbung von „Rhein-Ruhr-City“ für die Olympischen Spiele 2032. Gebaut werden soll nach modernen Anforderung in Punkto Klima und Mobilität (also weitgehend ohne Autos). Dieser neue Stadtteil soll von Bewohner_innen und Besucher_innen mit einer Seilbahn vom Staufenplatz aus und vom Bahnhof Gerresheim erreichbar sein, ein Park-and-Ride-Platz wird dabei ebenso entstehen.
(Autor: Jo Achim Geschke)